Als Instrumentalist, Sängerin oder Sound-Programmierer von vornherein den Status „Künstler“ verliehen zu bekommen, das hat Vorteile: Bei der Künstlersozialkasse. In Bezug auf gewisse Freiheiten im Verhalten, die sich andere nicht herausnehmen. Aber es gibt auch Nachteile: Wahrscheinlich versteht man nichts von Geschäften. Womöglich überschätzt man seine Originalität und Fähigkeiten. Bestimmt ist man exzentrisch oder hat sogar einen leichten Dachschaden. Diese Erwartungen gelten generell. Aber wie sieht es damit im Alltag des Musikgeschäfts aus?
Künstler, Label und Vertrieb
Eine Plattenfirma sorgt sich gern direkt auch um Geschäfte, Image und sogar Einflüsse auf Musiker und Umfeld. Denn der Künstler soll verkaufbare Ware liefern, sich entwickeln und (vielleicht immer wieder neu) vorzeigbar sein. So etwas interessiert auch den Vertrieb, der die Musik ja an die Leute bringen will. Wenn also dem Songwriter auch zum x-ten tollen Film, den er gesehen hat, kein Songtext mehr einfällt oder die Band etwas lustlos halbwegs erfolgreiche Schemata abspult, werden gerne neue Kreativitäts-Förderungsmaßnahmen ergriffen: Mal woanders hinziehen? Vielleicht ein neuer Produzent? „Schau dich mal um: Sind das da wirklich die Leute, für die du Stücke schreibst?“ Je nachdem, wie Künstler auf so etwas reagieren, zeigt sich dann, wie viel Substanz sie selbst haben – und wie viel ihre Geschäftspartner.
Künstler und Medien
Es hat natürlich schwierig zu sein, herauszufinden, ob Berichte über Stars und Sternchen nun wirklich zutreffend sind, wie sie kolportiert werden, oder ob vieles eher zugeschnitten ist auf Kampagnen, Paparazzi und Talkshow-Kompatibilität. Besonders wichtig sind Medien für (Pop-)Künstler, wenn Veränderungen am Image vorgenommen werden. (Bei David Bowie hat das meist geklappt, bei Madonna auch.)
Damit einher geht oft eine Veränderung im Klang der Musik, oder eine Verschiebung der Perspektive in den Songs. Dient all das dann eher den Inhalten der Stücke? Oder war da zuerst ein neuer Haarschnitt, dann neue Klamotten, dann ein Produzent und dann neue, andere Songs? Um all das spannend zu halten, werden Künstler heutzutage eher als Allrounder verkauft, die jeden Aspekt mitbestimmen – und sogar auch gute Geschäftsleute sind.